Netzwerk LSBTTIQ gedenkt der Opfer von Transphobie

Freiburg, den 14. November 2014
PRESSEMITTEILUNG

Transgender Day of Remembrance am 20. November – Gemeinsam gegen das Vergessen!

Das Netzwerk LSBTTIQ erinnert zusammen mit anderen LSBTTIQ Bewegungen auf der ganzen Welt an die Menschen, die im vergangenen Jahr an den Folgen von transphoben Übergriffen verstorbenen sind. Der Transgender Day of Remembrance (TDoR) ist dem Gedenken an diejenigen gewidmet, die aufgrund von Hass oder Vorurteilen gegenüber transsexuellen, transgender und intersexuellen Menschen (TTI) ermordet wurden und findet jedes Jahr am 20. November statt.

Übergriffe und Morde an Trans*Menschen gelangen nicht immer an die Öffentlichkeit. Nur in den Ländern, in denen eine aktive LSBTTIQ Community agiert, werden die Opfer von Übergriffen mit transphobem Hintergrund auch wirklich benannt. So sammelt Trans Murder Monitoring (TMM), ein Projekt von Transgender Europe und dem Online-Magazin Liminalis, weltweit Berichte über Morde an transsexuellen und transgender Menschen und dokumentieren diese. Nach der aktuell veröffentlichten Übersicht wurden in den vergangenen 12 Monaten weitere 226 ermordete Trans*Menschen gezählt.

„Die tatsächlichen Zahlen an Ermordeten liegen jedoch deutlich höher“, so Isabelle Hlawatsch, Mitglied des Sprechendenrates des Netzwerkes. „Viele dieser Morde werden nie aufgeklärt und die Täter_innen werden nicht zur Rechenschaft gezogen“ führt sie weiter aus. So sind die Zahlen der gemeldeten Todesopfer beispielsweise für Osteuropa sehr niedrig, obgleich berichtet wird, dass dort schwerste Diskriminierung von Trans*Menschen alltäglich sind. Die dortige Gesetzgebung sorgt dafür, dass Morden aus transphoben Motiven keine öffentliche Aufmerksamkeit zukommt. Das Hassverbrechen wird nicht als solches benannt, das eigentliche Motiv dieser Verbrechen damit verschwiegen, die Opfer noch einmal ins Unrecht gesetzt.

Auch in Deutschland haben transsexuelle und transgender Menschen tagtäglich mit Transphobie und Diskriminierung zu kämpfen. „Es gibt zudem noch viel Unkenntnis über Trans*menschen“, so Ines Ims, ebenfalls Mitglied im Sprechendenrat des Netzwerkes. Eine Möglichkeit dies zu ändern ist aktive Aufklärung und Sichtbarkeit. Dies erfordert von den Betroffenen viel Mut! Solange die politischen Rahmenbedingungen nicht umfassend geklärt, solange in der Gesellschaft eine Akzeptanz von Vielfalt noch nicht in der Gänze angekommen ist, solange ist es ein Risiko offen als Trans*mensch zu leben. Wer die engen Normen einer Zweigeschlechtlichkeit mit festen Vorgaben von Männlichkeit und Weiblichkeit in Frage stellt oder sich nicht eindeutig geschlechtlich verorten lässt, wird häufiger diskriminiert. „Auch aus diesem Grund geht Transphobie uns alle an.“, erinnert Ines Ims.

Dem Netzwerk LSBTTIQ ist es ein Anliegen, den weltweit vielen Opfern transphober Gewalt zu gedenken. Sie alle haben ihr Leben verloren, weil sie ihr Menschenrecht auf geschlechtliche Selbstbestimmung gelebt haben. In einigen Ländern ist dieses Risiko ungleich höher als in Deutschland! Daher ist es wichtig, Menschenrechtsverletzungen gegenüber Trans*Menschen auch über die Landesgrenzen hinaus zu benennen – damit diese Verbrechen von uns allen gesehen werden und damit das Schweigen über die Opfer endet.

Rund um den Transgender Day of Remembrance (TDoR) finden im November in Baden-Württemberg unterschiedlichste Aktionen gegen Transphobie und für mehr Akzeptanz statt:

Mannheim: 14. November 2014, 19 Uhr (Spoken Word Performance Jayrôme Robinet) Zur Spoken Word Performance von und mit Jayrôme Robinet lädt der Verein PLUS nach Mannheim ein. Spoken Word ist eine Mischung aus Poesie und Performance. Texte, die unter die Haut gehen. Jayrôme K. Robinet ist deutsch-französischer Autor, Übersetzer, Spoken Word-Künstler und Trans*Aktivist.
Termin: 14. November 2014, 20:30 bis 21:30 Uhr. Ort: Mehrgenerationenhaus, Alphornstr. 2a, 68169 Mannheim.
Eintritt frei. Veranstalter: PLUS. Psychologische Lesben- und Schwulenberatung Rhein-Neckar e.V., Mannheim – www.plus-mannheim.de

Ulm/Neu-Ulm: 20. November 2014, 19 Uhr (Vortrag und Lichtergedenken) Unter dem dem Titel Aufklärung als Schlüsselaufgabe zur Entwicklung einer toleranteren Gesellschaft stellt Isabelle Hlawatsch vom Freundeskreis Transidentischer Menschen Hintergründe des Transgender Day of Rememberance (TDoR) dar. Im Anschluss werden zum Gedenken an die Todesopfer des vergangenen Jahres Kerzen entzündet und anschließend als sichtbares Zeichen in einer Lichterkette vor dem Verantaltungsort niedergelegt.
Termin: 20. November 2014, 20:00 bis 21:00 Uhr. Ort: Don´t tell Mama Neu-Ulm, Turmstraße 38, 89231 Neu-Ulm. www.dont-tell-mama.net. Eintritt frei. Veranstalter: Freundeskreis Transidentischer Menschen, Ulm/Neu-Ulm – www.freundeskreis-trans-ulm.de

Heidelberg: 20. November 2014, 17:30 Uhr (Film: Kate Bornstein is a Queer & Pleasant Danger) Die Heidelberger Initiative ‚Identität & Geschlechtlichkeit‘ mit Unterstützung des Heidelberger Amtes für Chancengleichheit und PLUS Rhein-Neckar e.V. zeigt anläßlich des TDoR ein Filmportrait über Kate Bornstein. Performance-Künstler_in und Schriftsteller_in Kate Bornstein sprengt Gegensätze: bei ihrer Dekonstruktion von Geschlecht und ihrer eigenen Identität. Der Film wird in der englischen Originalversion gezeigt.
Termin: 20. November 2014, 17:30 bis 19:00 Uhr. Ort: Gloriette Kino Heidelberg, Hauptstraße 146, 69117 Heidelberg. Eintritt: regulär: 7,50 €; ermäßigt: 6, 50 €. Veranstalter: Heidelberger Initiative ‚Identität & Geschlechtlichkeit‘ – http://identität-geschlechtlichkeit.de/

Alle Aktionen werden auch auf der Website des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg vorgestellt: www.netzwerk-lsbttiq.net/termine/transgender-day-of-remembrance

Über das Netzwerk: Das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg ist ein überparteilicher und weltanschaulich nicht gebundener Zusammenschluss von lesbisch-schwul-bisexuell-transsexuell-transgender-intersexuell und queer (LSBTTIQ) Gruppen Vereinen und Initiativen. Das Netzwerk zeigt damit bereits die Vielfalt und die Vielgestaltigkeit von Geschlecht und sexueller Orientierungen. Ziel des Landesnetzwerks ist es, die Zusammenarbeit der verschiedenen LSBTTIQ-Mitgliedsgruppen auf Landesebene zu fördern und den Erfahrungsaustausch zu intensivieren, zu zentralen Themen gemeinsame Positionen zu erarbeiten und gegenüber landespolitischen Entscheidungstragenden zu vertreten. Dabei greift das Netzwerk auf die vorhandenen Kompetenzen und Expertisen der Mitglieder zurück. Die Bündelung der Aktivitäten vor Ort erbringt Synergieeffekte, die den gesellschaftlichen Beitrag der Mitgliedsgruppen wirkungsvoller gestaltet. Die Eigenständigkeit jedes Mitglieds wird respektiert und alle Mitglieder arbeiten gleichberechtigt.

Kontakt zum Sprechendenrat: sprechendenrat@netzwerk-lsbttiq.net
Mehr Informationen zum Netzwerk: www.netzwerk-lsbttiq.net
Netzwerk bei Facebook: www.facebook.com/lsbttiq

LSBTTIQ: Die Abkürzung steht für die einzelnen Richtungen in der vielfältigen Regenbogen-Gemeinschaft – lesbisch (L), schwul (S), bisexuell (B), transgender (T), transsexuell (T), intersexuell (I), queer (Q). Diese Vielfalt sollte wo auch immer möglich sprachlich sichtbar gemacht werden.