„Konversionstherapien” auch für transsexuelle und transgender Menschen konsequent verbieten

Zum Transgender Day of Remembrance 2019 fordert das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg, beim geplanten gesetzlichen Verbot sogenannter „Konversionstherapien” die konkreten Bedarfe von transsexuellen und transgender Menschen nicht zu vernachlässigen.
Neben dem geplanten Verbot müssen konkrete Aufklärungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen gegen transfeindlich motivierte Diskriminierung und Gewalt umgesetzt sowie Schadensersatzansprüche geprüft werden.

Anlässlich des Transgender Day of Remembrance am 20. November gilt es auch in diesem Jahr, Entwicklungen in der gesellschaftlichen Stellung von transsexuellen und transgender Menschen genauer zu betrachten. Nachrichten von Verfolgungen und Gewalttaten erreichten uns im Jahr 2019 nicht nur aus vermeintlich entfernten Ländern der Welt, sondern auch aus Deutschland. Das Gedenken an Opfer transfeindlicher Gewalt, dem dieser Tag gewidmet ist, wird daher wohl leider auch in Zukunft ein immer wieder aktuelles Anliegen bleiben.

Demgegenüber hat das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg positiv zur Kenntnis genommen, dass die Interessen und Bedarfe von transsexuellen und transgender Menschen offenbar beim jüngst von Gesundheitsminister Jens Spahn eingebrachten Gesetzesentwurf für ein bundesweites Verbot sogenannter „Konversionstherapien” mitgedacht werden. So sieht der Referentenentwurf des Bundesministeriums für Gesundheit vor, ein Gesetz zum Schutz vor Behandlungen zur Veränderung oder Unterdrückung der sexuellen Orientierung oder der selbstempfundenen geschlechtlichen Identität zu schaffen. Sowohl die sexuelle als auch die geschlechtliche Entwicklung und Selbstbestimmung von Personen sollen geschützt werden, da es sich weder bei nicht-heterosexuellen Formen der Sexualität noch bei Trans- oder Intersexualität um eine Krankheit handle.

Dennoch verweist das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg darauf, dass ein Gesetz allein nicht vor transfeindlich motivierter Diskriminierung und Gewalt zu schützen vermag. „Ein solches Gesetz kann nur ein erster Schritt sein”, meint Tamara Kailuweit vom Sprechendenrat des Netzwerks. „Insbesondere werden ergänzend konkrete Maßnahmen benötigt, die zur öffentlichen Aufklärung und Sensibilisierung in Bezug auf Geschlecht und sexuelle Orientierung beitragen, der Pathologisierung von transsexuellen und transgender Menschen entgegenwirken sowie die Akzeptanz und Wertschätzung im gesellschaftlichen Miteinander fördern.“

Es müsse ferner geprüft werden, ob Personen, denen durch sogenannte „Konversionstherapien” Schaden zugefügt wurde, Ansprüche auf Schadenersatzleistungen geltend machen können. „Hierbei kommt auch den politischen Vertreter_innen des Landes Baden-Württemberg, beispielsweise im Deutschen Bundesrat, eine entscheidende Mitverantwortung bei der Ausgestaltung und Umsetzung des geplanten gesetzlichen Verbots zu”, meint Mathias Falk, ebenfalls vom Sprechendenrat des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg. „Die Interessen von transsexuellen und transgender Menschen dürfen unter keinen Umständen erneut vernachlässigt und als nachrangiges Thema abgehandelt werden.”

Viele Gruppen im Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg haben sich auch in diesem Jahr wieder engagiert, um mit zahlreichen Veranstaltungen diesen Gedenktag würdig zu begehen. Der Transgender Day of Remembrance ist der richtige Zeitpunkt, für diese Anliegen Bewusstsein in der Mehrheitsgesellschaft zu schaffen. Die detaillierten Beschreibungen der einzelnen Veranstaltungen finden Sie auf unserer Homepage unter www.netzwerk-lsbttiq.net/tdor. Alle Menschen sind herzlich eingeladen, denn der TDoR geht alle an!

Hier ein Überblick über die Termine.

Freiburg

  • 20.11.2019 Märchen-Lesung anlässlich des TDoR (19:00-20:30 Uhr)

Heidelberg

  • 17.11.2019 Kleidertausch mit „DRAG`N TRY“ (15:00-20:00 Uhr)
  • 22.11.2019 Erzähl-Café „Transition durch die Zeit“ (19:30-21:30 Uhr)
  • 23.11.2019 Queer Empowerment Workshop (10:00-16:00 Uhr)
  • 24.11.2019 Workshop zu kritischen Männlichkeiten (10:00-16:00 Uhr)

Karlsruhe

  • 20.11.2019 Gedenkstunde zum TDOR* (16:00, 17:00-18:00 Uhr)
  • 20.10. Film „GENDERBENDE“ beim Filmfestival Pride Pictures (20:00 bis 22:00 Uhr)

Mannheim

  • 16.11.2019 Trans*Empowerment Workshop für Jugendliche und junge Erwachsene (14:00-18:00 Uhr)
  • 20.11.2019 Gedenkmarsch für die Opfer von Trans*Phobie (17:00-18:30 Uhr)

Stuttgart

  • 20.11.2019 Gedenkstunde auf dem Schillerplatz (18:30-19:30 Uhr)

 

Archiv – Wir machen Geschichte!

Zum TDoR 20132014 2015 2016 2017 2018 fanden rund um den 20.11. in verschiedenen Städten Aktionen statt. Eine Übersicht der damaligen Termine halten wir als Retrospektive bereit.

 

Gedenk- und Feiertage des Netzwerks – Internationaler Frauentag, IDAHO und TDoR

Der Transgender Day of Remembrance (20.11.) ist neben dem Internationalen Frauentag (8.3.) und dem Internationalen Tag gegen Homophobie (17.5.) einer der drei Gerdenk- und Feiertage, um die sich jährlich öffentliche Aktionen des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg gruppieren. An diesen drei Gedenktagen stellen wir jeweils ein zentrales Anliegen des Netzwerks in den Mittelpunkt. Wir geben unserer Solidarität Raum und geben dem zentralen Anliegen Raum.

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